Luigi Tansillo

1510 – 1568           Italien

 

In Übertragungen von

Ludwig Kuhlenbeck

 

 

 

Süß ist und ehrenvoll die tiefe Wunde

Vom Pfeil, den Amors Bogen blitzschnell sendet,

Mit lichter Lohe, die das Auge blendet,

Im Herzen flammt der Pfeil seit jener Stunde!

 

Kein heilsam Kraut und keine Zauberkunde,

Nicht Magier-Heilkraft werde dran verschwendet!

Denn, wie sie mir der Liebe Wahnsinn spendet, -

Nein, solche Wonnen kennt nicht der Gesunde!

 

O Schmerz der Liebe, selig wunderbar

Erquicken und entzücken deine Qualen!

Verwünscht’ ich Dich, der Ehre wär’ ich bar!

 

Verdopp’le denn der Flammenblicke Strahlen,

Geliebte, mit dem Sonnenaugenpaar!

Laß immerfort für Lust mich Schmerzen zahlen!

 

 

 

O du der Liebe und des Neides Kind,

O Eifersucht! Dien’rin der Pein, der Flecken

Geringsten kann dein Argusblick entdecken,

Doch für das Gute ist er maulwurfsblind!

 

Verderbliche Harpyje, Wüstenwind,

Der sich erfrecht, den holden Mai zu schrecken,

Mit trocknem Staub die blüten zu bedecken,

Die deiner eignen Mutter Hoffnung sind!

 

Du öffnest tausend Pforten allem Bösen,

Dir selber ekelhaft, kehrst du in Pein

Den Reiz der Liebe! – Willst du nie uns lassen?

 

Ach könnt’ ich doch aus deinem Bann sie lösen?

Um so viel süßer würde Liebe sein,

Als diese Welt, befreit vom Tod und Hassen!

 

 

 

Der schönen Sehnsucht breit’ ich aus die Schwingen;

Je höher mich der Lüfte Hauch’ erheben,

So freier soll der stolze Fittich schweben,

Die Welt verachtend himmelwärts zu dringen.

 

Und mögt Ihr mich dem Ikarus vergleichen,

Nur höher noch entfalt’ ich mein Gefieder!

Wohl ahn’ ich selbst, einst stürz’ ich tot darnieder,

- Welch’ Leben doch kann solchen Tod erreichen?

 

Und fragt mich auch das Herz einmal mit Zagen:

Wohin, Verweg’ner, stiegst Du? Wehe! Wehe!

Die Buße folgt auf allzu kühnes Wagen!

 

Den Sturz nicht fürchte, ruf ich, aus der Höhe!

Auf! Durch’s Gewölk empor! Und stirb zufrieden,

Wird Dir ein ruhmreich edler Tod beschieden!