1510 – 1568 Italien
Süß ist und ehrenvoll die
tiefe Wunde
Vom Pfeil, den Amors Bogen
blitzschnell sendet,
Mit lichter Lohe, die das Auge
blendet,
Im Herzen flammt der Pfeil
seit jener Stunde!
Kein heilsam Kraut und keine
Zauberkunde,
Nicht Magier-Heilkraft werde
dran verschwendet!
Denn, wie sie mir der Liebe
Wahnsinn spendet, -
Nein, solche Wonnen kennt
nicht der Gesunde!
O Schmerz der Liebe, selig
wunderbar
Erquicken und entzücken deine
Qualen!
Verwünscht’ ich Dich, der Ehre
wär’ ich bar!
Verdopp’le denn der Flammenblicke
Strahlen,
Geliebte, mit dem
Sonnenaugenpaar!
Laß immerfort für Lust mich
Schmerzen zahlen!
O du der Liebe und des Neides
Kind,
O Eifersucht! Dien’rin der
Pein, der Flecken
Geringsten kann dein
Argusblick entdecken,
Doch für das Gute ist er
maulwurfsblind!
Verderbliche Harpyje,
Wüstenwind,
Der sich erfrecht, den holden
Mai zu schrecken,
Mit trocknem Staub die blüten
zu bedecken,
Die deiner eignen Mutter
Hoffnung sind!
Du öffnest tausend Pforten
allem Bösen,
Dir selber ekelhaft, kehrst du
in Pein
Den Reiz der Liebe! – Willst
du nie uns lassen?
Ach könnt’ ich doch aus deinem
Bann sie lösen?
Um so viel süßer würde Liebe
sein,
Als diese Welt, befreit vom
Tod und Hassen!
Der schönen Sehnsucht breit’
ich aus die Schwingen;
Je höher mich der Lüfte Hauch’
erheben,
So freier soll der stolze
Fittich schweben,
Die Welt verachtend
himmelwärts zu dringen.
Und mögt Ihr mich dem Ikarus
vergleichen,
Nur höher noch entfalt’ ich
mein Gefieder!
Wohl ahn’ ich selbst, einst
stürz’ ich tot darnieder,
- Welch’ Leben doch kann
solchen Tod erreichen?
Und fragt mich auch das Herz
einmal mit Zagen:
Wohin, Verweg’ner, stiegst Du?
Wehe! Wehe!
Die Buße folgt auf allzu
kühnes Wagen!
Den Sturz nicht fürchte, ruf
ich, aus der Höhe!
Auf! Durch’s Gewölk empor! Und
stirb zufrieden,
Wird Dir ein ruhmreich edler
Tod beschieden!